SKANDINAVIEN ZUM ZWEITEN (TEIL 2)

10. BIS 16. September 2018



Aurland – Heute beginnt der Tag sofort mit einem Highlight auf unserer Reise. Ein paar hundert Meter nach dem Campingplatz, fahren wir in den Lærdaltunnel ein. Die drei beleuchteten Hallen sind atemberaubend. Zum Glück haben wir fast keinen Verkehr auf der Strecke, sodass wir es uns erlauben können, jeweils kurz zu halten und ein paar Fotos zu schiessen.

 

Nach dem Tunnel fahren wir in Richtung Fjærland. Leider haben wir bis hierhin vergessen den Logger zu aktivieren, was Daniel besonders ärgert. Die wunderschöne Landschaft entschädigt uns aber für das Missgeschick. Vorbei an unzähligen Seen und dem Bøyabreen-Gletscher, haben wir viele Begegnungen mit Kühen, Schafen und Ziegen auf der Fahrbahn. Wir sehen hohe Berge und dürfen endlich auch wieder ein paar Fährfahrten geniessen. Auch unser Sparky (siehe Video) hat endlich einmal wieder die Gelegenheit einen Freiflug zu absolvieren. Auf der Fähre von Festøya nach Solavågen ist dann auch das Restguthaben aus dem 2016 auf unserer Fjord1-Karte aufgebraucht, sodass wir diese nachladen dürfen. Wir werden bestimmt nicht das letzte Mal in Norwegen gewesen sein und können 

 


so gut riskieren, den doppelten Betrag als Guthaben zur Verfügung zu haben. Nun geht es erst einmal weiter Richtung Alesund und Molde. In Molde nehmen wir dann schnell den Weg an den Atlantikway unter die Räder. In einer schönen Abendstimmung, ganz ohne Wind, darf Sparky (siehe Video) dort noch einmal in die Luft und die Jungs dürfen auf den glatten Felsen herumklettern. Der Atlantikweg ist wirklich toll, wenn auch nicht all zu lang. Da das Wetter morgen nicht mehr so toll sein soll, nehmen wir noch einmal ein paar Kilometer unter die Räder. Weiter Trondheim entgegen. Einmal mehr müssen wir ein grosses Loblied auf unseren Jelly singen. Mit seinem 130 PS-Motor klettert er über noch so steile Steigungen und nimmt jedes Gefälle ohne Probleme unter seine Räder. Selbst in den Fjordtunnels merkt man ihm die zu bewältigenden Höhen- bzw. Tiefenmeter nicht an. Es ist wirklich genial, wie wir von ihm überall hin getragen werden.

 


"Am Stiegedalsvatnet in Folkestad"

"Sparky am Atlantic Way Norway"




Mo i Rana – Gestern Abend sind wir auf der E39, in der Nähe von Valsøbotn gelandet. Wir sind relativ spät auf einem Rastplatz angekommen. Heute Morgen haben wir jedenfalls einen super Ausblick über ein Fjord mit Fischzucht und Sonnenaufgang über dem Meer. Gemütlich starten wir in den Tag. Heute geht es Trondheim entgegen und dann immer weiter nordwärts.

 

Um die Mittagszeit fahren wir an Trondheim vorbei. Trotz ganz anderer Wettervorhersagen haben wir wunderschönes Wetter mit Sonnenschein und um die 17 Grad. Wir fahren kurz eine Versorgungsstelle am Stav-Hotel an. Von diesem Punkt aus kommen ganz viele Erinnerungen an unsere letzte Norwegen-Reise im 2016 zurück. Auf der E6 finden wir immer wieder bekannte Stellen, Plätze und Regionen. In Steinkjer fahren wir zum Holzmuseum, wo wir damals eine Nacht auf dem Parkplatz verbracht haben. Es ist witzig, wie viele Orte man noch kennt und wieviel uns total neu vorkommt. Es macht richtig Spass, noch einmal auf dieser Route unterwegs zu sein.

 


Am Nachmittag finden wir einen hübschen kleinen See „Snåsavatnet“, an dem Sparky wieder ein paar Runden drehen darf (siehe Video). Anschliessend heisst es wieder Kilometer unter die Räder nehmen. Wir haben Mo i Rana als nächstes, grosszügig gewähltes Zwischenziel im Auge. Ohne Zeitdruck geniessen wir die weitere Fahrt durch Norwegen.

 

Auch heute kommen wir wieder super voran. Die Fahrt immer näher an den Polarkreis heran ist atemberaubend. Die Landschaft ist unglaublich schön. Bereits jetzt, am 11.09.2018, werden die Schneemarkierung am Strassenrand maschinell gesetzt. Eine neue Strasse wird gebaut. Im Vergleich zu diesen Baumaschinen gehören unsere zuhause wirklich der Kategorie „Swiss Miniature“ an. 

 

Um 19:00 Uhr sind wir schliesslich in Mo i Rana. Anstelle weiter nach einem Rastplatz zu suchen, machen wir es uns einfach und checken auf einem Campingplatz ein. Dieser hat zwar für diese Saison nur noch ein paar Tage geöffnet aber wir nutzen die Chance. Es ist hier ziemlich laut durch Flughafen und Fabriken in der Nähe aber das stört uns nicht weiter. Wir haben alles, was wir brauchen und können uns einen gemütlichen Abend machen.

 

"Flug am heimsjøen"




Bardu (Polar Park) – Ja, so eine Nacht auf einem Campingplatz, direkt neben einem Armierungsstahlwerk, mit ständigem Brummen, hat schon ein ganz besonderes Flair. Dafür hatten wir Wasser direkt am Platz und hatten rund um uns herum drei Wohnmobil und ein Wohnwagen mit einem Schweizer ZH-Kennzeichen. Wir sind schon ziemlich früh auf den Beinen. Wie fast immer, sind wir ca. um 08:00 Uhr abfahrbereit. Wir freuen uns ganz besonders auf diesen ersten Tagesstreckenabschnitt.

 

Die Fahrt zum Polarkreis ist für uns auch dieses Mal wieder etwas ganz Besonderes. Auch wenn die E6 momentan neu gebaut wird und wir viele Baustellen kreuzen, werden die Fahrzeuge immer weniger. Die Landschaft wird karger – unser Running-Gag auf dieser Fahrt, da wir dies im 2016 dachten, weil wir das Nordkapp noch nicht kannten. Am Polarkreis angekommen, ist dieses Mal fast nichts los. Wenige Wohnmobile, keine Cars und kaum Leute im Shop. Wir decken uns mit ein paar Souvenirs ein, machen unsere Fotos und sitzen um 10:30 Uhr wieder im Jelly. Die ersten Rentiere auf dieser Fahrt, ziehen zum perfekten Zeitpunkt an uns vorbei. Wir überlegen uns, wie es nun

 


weiter gehen soll? Lofoten, Tromsø oder sollen wir tatsächlich noch einmal ans Nordkapp? 

 

 

Um 15:00 Uhr stehen wir schon in Bognes und warten auf die Fähre nach Skarberget, die allerdings erst in einer halben Stunde fährt. Wir nutzen die Pause, um mit den Jungs die Sonne und das herrliche Wetter zu geniessen. Nach der Fährfahrt führt unser Weg vorbei an Narvik und Gratanger bins zum Polar Park in Bardu, wo wir diese Nacht verbringen werden. Und ja, die ganz Cleveren unter euch haben gemerkt, dass wir auch diesen Tag für eine kurze Strecke vergessen haben, den Logger einzuschalten...




Honningsvåg – Gestern noch den Stellplatz vom Polar Park anzufahren war genau richtig. Wir hatten eine ruhige und erholsame Nacht mit allem, was wir brauchten. Entsprechend früh waren wir heute schon putzmunter und auf den Beinen. Wie das Entsorgen an diesem Platz funktioniert, hatten wir nach kurzer Zeit auch herausgefunden. 

 

Entlang zahlreicher Fjorde fahren wir nun weiter Richtung Norden. Und für alle, die bereits Wetten abgeschlossen haben: JA, das Ziel heisst nun doch noch einmal Nordkapp! Uns wurde schon oft gesagt, dass dieses Ziel in drei Wochen nicht machbar sei. Dies haben wir vor zwei Jahren bereits widerlegt. Wenn man so gerne fährt wie wir, sind innerhalb von 7 Tagen, 60 Stunden Fahrzeit nicht übermässig. Wir sehen so vieles, halten oft mit den Jungs an, kaufen ein, geniessen die Landschaft und haben auch Zeit für ein Schwätzchen hier und dort. Und wenn das Wetter, so wie auf dieser Reise, auch noch so schön mitspielt, dann fährt es sich fast wie von alleine. Zugegeben, die Mittagspausen finden, wie bei uns eigentlich immer, „on the Road“ statt. Heute gibt es super leckeren frischen Røkt Laks auf Polarbrød (Lachsbrötchen).

 


Kurz vor Alta dürfen wir mit Jelly ein weiteres Jubiläum feiern. Wir haben die 90‘000 Kilometer mit ihm geknackt. Wir kommen weiter so gut voran, dass wir noch näher ans Nordkapp heran wollen. Unser Tagesziel ist ein Campingplatz, der nur gerade 30 Kilometer vor dem Nordkapp liegt und zu dieser Jahreszeit noch geöffnet hat. Man merkt bereits überall, dass die Hauptsaison vorbei ist. Viele Shops haben schon geschlossen. Die kurze Vegetationszeit merkt man nicht nur den Pflanzen an. Die Tourismus-Saison über dem Polarkreis dauert eben auch nur ein paar Monate im Jahr.

 

Um 18:00 Uhr sind wir an unserem Tagesziel angekommen. Leider hat das Wetter gewechselt, sodass es nun ziemlich stürmisch ist und teilweise auch regnet. Von den Polarlichtern werden wir heute bestimmt nichts mehr zu sehen bekommen. Das ist wirklich schade. Aber wir haben ja noch ein paar Nächte vor uns, wo ein Blick auf dieses Spektakel möglich wäre. 




Aidejavri - Schon früh am Morgen wird es auf unserem  Campingplatz hell. Das Licht schimmert freundlich durch die Dachluke, sodass wir es nicht mehr all zu lange im Bett aushalten. Wir wollen endlich ans Nordkapp. Zum zweiten Mal! Zuerst wird natürlich gefrühstückt. Zu unserer Überraschung zieht plötzlich eine Herde Rentiere direkt vor Jelly vorbei. Von weiss bis dunkelbraun sind alle Schattierungen dabei. Freundlich sehen uns die Vierbeiner an. Viele von ihnen tragen stolze Geweihe. 

 

Nach dem Ver- und Entsorgen fahren wir die letzten 30 Kilometer zum Nordkapp. Hinter einem deutschen Bus und einem österreichischen Defender kurven wir über die Hochebene bis zum Parkplatz. Noch alleine an der Nordkapp-Kugel angekommen, darf Sparky kurz in die Lüfte. Nun sind wir an dem Punkt angekommen, der auf dem Europäischen Felstland, für uns von Rüti aus, am weitesten entfernt liegt. Von nun an, können wir nur noch gegen Süden fahren. Wir sind stolz, dass wir dieses Ziel in nur 8 Tagen realisieren konnten (siehe Video).


Nun warten wir, bis um 11:0o Uhr, damit wir noch rasch ins Besucherzentrum dürfen. Danach geht es für uns auch schon wieder weiter. Noch einmal, diesmal bei Sonnenschein, dürfen wir die Strasse vom Nordkapp Richtung Süden unter die Räder nehmen. Als wir dem Meer entlang fahren, glauben wir plötzlich unseren Augen nicht zu trauen. Was bewegt sich dort weit aussen auf dem Wasser? Wir halten und sehen es wirklich. Eine Gruppe (vermutlich) Delphine jagen dort draussen. Wir sehen verschiedene kleine Finnen, die im Kreis schwimmend immer wieder aus dem Wasser schauen. Was für ein Moment, auch wenn die Meeressäuger so weit weg von uns sind. Es ist unglaublich!!! 

Nun müssen wir aber weiter . Zuerst zurück nach Alta, wo wir nochmals ein paar norwegische Lebensmittel einkaufen und dann weiter Richtung Grenze Finnland. Über unendliche Weiten ohne Häuser, entlang von Seen und durch gelb leuchtende Birkenwälder geht es weiter. Kurz vor der Grenze finden wir einen ruhigen Stellplatz/Rastplatz irgendwo im Nirgendwo, genannt "Aidejavri". Dies wird nun unser Schlafplatz für diese Nacht. Wir wünschen einen schönen Abend und melden uns morgen wieder... 

"wir sind zurück am nordkapp"




Moskosel – Irgendwo im Nirgendwo haben wir super geschlafen. Schon früh haben wir uns ins Bett gekuschelt, noch ein bisschen gelesen und auch schon bald geschlafen. Dafür wurden wir auch heute freundlich von der aufgehenden Sonne geweckt. Nebel liegt noch über dem See, doch die Sonne scheint zwischen den Blätterlosen Birkenbäumchen hindurch.

 

Bereits um 07:10 Uhr fahren wir los zur Finnischen Grenze. Etwas mehr als eine Stunde halten wir uns im dritten Land von unserer Skandinavien-Tour auf. Bevor es weiter nach Schweden geht, machen wir an der Grenze noch eine kleine Einkaufstour im Lapland-Shop mit Husky-Logo. Als wir wieder in den Jelly steigen, werden wir vom Bordcomputer wegen Glatteisgefahr auf der Fahrbahn gewarnt. Ja, die Temperaturen sind hier um die 4 Grad, auch wenn man dies überhaupt nicht so kalt wahrnimmt. 

 

Wieder in Schweden, fahren wir weiterhin durch atemberaubende Landschaften. Das gelb-grüne Farbenspiel der Bäume und die wiederkehrenden Nebelmeere lassen alles richtig mystisch wirken.


Wir lieben den Norden, egal ob Norwegen, Finnland oder Schweden. Wir versuchen ein paar Bilder von dieser Stimmung mit Sparky für zuhause festzuhalten (siehe Video).

 

Genau zur Mittagszeit kommen wir in der nördlichsten Stadt von Schweden, in Kiruna an. Wir drehen eine Runde und merken, dass es hier oben ziemlich kalt ist. Auch die Jungs freuen sich, als sie wieder zurück ins warme WoMo dürfen. Der Weg führt uns weiter durch Gällivare. Weil wir so früh dran sind, entscheiden wir uns bis nach Jokkmokk und den Polarkreis weiter zu fahren. Auf dem Weg finden wir heraus, was für ein Tier Daniel gestern am Strassenrand gesehen hat. Es war ein Vielfrass.  

Um 15:00 Uhr kommen wir am Polarkreis in Schweden an und sind völlig geschockt, als wir ein „Shop closed“-Schild sehen. Der Stellplatz soll in der Cafeteria bezahlt werden aber es ist keine Menschenseele weit und breit. Enttäuscht stehen wir vor verschlossenen Türen. Wir haben uns so sehr darauf gefreut, auch noch im dritten skandinavischen Land Schweden, unser Polarkreis-Zertifikat zu bekommen. Extra haben wir die Route so geplant. Auf keiner Homepage war zu lesen, dass Schweden so früh Saisonende hat. Hätten wir dies gewusst, wären wir noch einmal über Finnland – Rovaniemi gefahren oder hätten unsere Rückreise innerhalb Norwegens geplant. Nun bleibt uns nichts anderes übrig, als zu schauen, was uns Schweden als Entschädigung zu bieten hat...


"zwischen nedre soppero und Vittangi"

"Am nuortajaure in schweden"




Svenstavik - Gestern haben wir einen sehr hübschen Rastplatz, direkt am Fluss Nuortajaure gefunden. Gerne haben wir uns hier häuslich eingerichtet. Sparky (siehe Video 15.09.2018) durfte sogar noch einmal in Lüfte und seine Flugkünste unter Beweis stellen, was bei dem Wind rund um die Brücke nicht ganz so einfach war. Wir bekamen noch einen norwegischen Nachbarn. Obwohl sich weiter vorne noch vier Lastwagen zu uns gesellten, hatten wir eine sehr ruhige Nacht. Das einzige was man hörte, war das Rauschen des Bachs.

 

Nach dem Frühstück konnten auf dem Rastplatz alles erledigen. Die Ver- und Entsorgung musste zwar mit Eimer und Kante erledigt werden aber trotzdem waren wir rasch fertig und abfahrbereit.

 

Die E45 begleitet uns den ganzen Tag nach Süden. Vorbei an wunderschönen Seen und durch unendlich scheinende Wälder fahren wir durch das südliche Lappland. Unterwegs treffen wir sogar Rentiere mitten auf der Strasse an (Video). Nach Sorsele gibt es einen längeren Waldspaziergang mit den Jungs, leider ohne die erhoffte Elchsichtung.


Da in Schweden viele Geschäfte am Sonntag geöffnet haben, erledigenwir in Storuman noch unseren Einkauf. Den Abstecher zu einem Souvenirshop haben wir allerdings vergebens gemacht. In Mittelschweden scheinen die Menschen nicht ganz so sehr auf Touristen eingestellt zu sein, wie im Norden. Gerne wird auf Schwedisch geantwortet, wenn wir unser Englisch "auspacken". Auch kennen sie wohl keine Sonntagsruhe. Hier wird gejagt, Fenster werden geputzt, Rasen gemäht und wie gesagt, sind viele Läden geöffnet. 

 

Wir fahren weiter an Östersund vorbei und kommen schliesslich in Svenstavik auf einem WoMo-Parkplatz im Dörfchen an. Alles, sogar Strom ist für SEK 150.00 vorhanden. Auch unsere Sat-Schüssel bekommt wieder Empfang. Nach den vielen Tagen in der Natur und der Stille ist es ungewohnt, wieder so viel "Tumult" um sich zu haben. Schauen wir mal, wie ruhig diese Nacht werden wird...

"Rentiere auf der Strasse"