GROSSBRITANNIEN 2017

Unser Fazit



Wir haben nun also drei Wochen in Grossbritannien verbracht. Wir haben 7'324 Kilometer unter die Räder genommen. Wir haben den westlichsten, den nördlichsten, den östlichsten und den südlichsten Punkt vom britischen Festland gesehen. Hier ein paar persönliche Eindrücke zum Erlebten:

Land und Leute

"Das ist so englisch" - Dieser Satz ist für uns zum Running-Gag geworden. Die Engländer sind irgendwie einfach anders als wir Festlandeuropäer. Sie sind selbstbewusst, was Körperkult und Mode anbelangt und wirklich britisch kühl, zumindest in englischen Teil Grossbritanniens. Auch wenn die Schotten den Ruf haben "eigen" zu sein, so wurden wir im Norden von Grossbritannien viel herzlicher empfangen. In Schottland sieht man viel häufiger ein Lächeln auf den Lippen und die Schotten wechseln auch lieber einmal ein paar Worte mit den Touristen aus der Schweiz. Ob man sich dann auch versteht, sei dahin gestellt. Vielleicht liegt es aber auch daran, dass wir uns generell wohler fühlen, je weiter wir in den Norden fahren.

technik und tiere

Mit dem LeShuttle durch den Eurotunnel zu fahren, war wirklich ein besonderes Erlebnis. Auch wenn wir super schnell und einfach durch die Pet-Kontrolle kamen, war die Anreise von Frankreich nach England eher schleppend. Die Kontrollen werden viel genauer genommen, als wenn man zurück nach Frankreich fährt. Keine Sekunde merkt man, wie tief unter dem Meer man sich in Wirklichkeit befindet. Im Zug ist alles klar geregelt und total geräuscharm. Das Verladen, die Überfahrt und das Ankommen ist in beiden Ländern gut geregelt und man findet sich rasch zurecht. 

 

Viele Tiere durften wir in Grossbritannien sehen. Wir haben wilde Fasane gekreuzt, fliegende Papageientaucer gesehen und wurden von schlüpfjungen Möwen beäugt. Wir haben viele Eichhörnchen, Rehe, Füchse und auch Dachse (leider nur überfahrene) gesehen. Wir sind an Schafen, Schafen und auch an vielen Schafen vorbei gefahren und haben in Schottland sogar ein paar wenige schottische Hochlandrinder gesehen. Letztere sieht man übrigens in der Schweiz häufiger als in ihrer Heimat, den schottischen Highlands.

england und schottland

England oder Schottland? Wir würden uns auf jeden Fall für Schottland entscheiden. Die Landschaft ist atemberaubend, die Menschen viel freundlicher und man bekommt sogar ab und zu einen Parkplatz für's WoMo, sodass man das Meer besuchen kann. Die schottischen Highlands mit den unendlich scheinenden Weiten muss man selber erlebt haben. Natürlich hat auch England seinen Reiz und wunderschöne Regionen aber trotzdem war für uns der Norden noch reizvoller.

Linksverkehr und fahrgewohnheiten

Wie schnell man sich an den Linksverkehr gewöhnt? Sehr schnell! Er bringt sogar gewisse Vorteile mit sich. Zum Beispiel geht das Kreiselfahren irgendwie flotter als bei uns. Gut - in Grossbritannien sind generell alle ein bisschen flotter unterwegs. Parkiert wird links und rechts am Strassenrand und im schmalen Zwischenraum schaut jeder, wie er am Schnellsten mit dem Gegenverkehr kreuzen kann. Warum auch Rücksicht darauf nehmen, dass der schweizerische Tourist sein Wohnmobil ohne Kratzer wieder mit nach Hause nehmen kann? Wir haben es zum Glück geschafft. Zudem hat es so viele Wohnwagen auf der Strasse und nebenbei erwähnt, ist der Altersdurchschnitt der Fahrer deutlich über unserem Alter. Auch Strassenumleitungen können ganz schnell zum Abenteuer werden, wenn nicht einmal mehr die Einheimischen wissen, wo es weiter geht und man sich auf die schmalsten "Feldwege" gelotst wird. Wohlverstanden, diese Feldwege sind in England "normale" Strassen, auf welchen man sehr viel Zeit verbringt. Jedes Kreuzen mit dem Gegenverkehr macht richtig Spass, denn links und rechts gibt es kaum Ausweichmöglichkeiten dank Mauern, Erdwalls und dichten Hecken. Aber was solls? Ausweichmöglichkeiten gibt es ja nicht einmal auf den sogenannten Autobahnen. Rastplätze in England sind etwa so grosszügig angelegt, wie bei uns Bushaltestellen.

Strassenschilder und Strassenbegebenheiten

Ja die Strassenbegebenheiten sind speziell oder eben "englisch". Schmal, schlecht ausgebaut, fast keine Wendemöglichkeiten und mit Steigungen von gut und gerne 17%. In Schottland sind die Autofahrer meist sehr vorausschauend unterwegs, was in England eher weniger der Fall ist. In Schottland wird auch freundlich gedankt, wenn man au den Single-Traffic-Roads den Gegenverkehr passieren lässt. In England fährt man einfach drauf los und hofft, dass der schweizerische WoMo-Fahrer sein Gefährt im Griff hat und rückwärts fahren kann. Dafür wird man in ganz Grossbritannien mit witzigen Strassenschildern vor Schafen, Enten und sogar "Elderly People"gewarnt. In manchen Regionen des Landes erfolgen die Warnungen sogar zweisprachig - in englisch und gälisch. Hilfreicher wären da allerdings mehr Breitenangaben der Strassen.

WoMo-freundlichkeit und camping-plätze

Zugegeben ist die Schweiz schon ein Entwicklungsland, was Stellplätze für WoMo's anbelangt aber Grossbritannien ist definitiv noch schlimmer. Man hat keine Chance, einmal freistehend zu übernachten. Man benötigt in Grossbritannien zwingend die Mitgliedschaft bei mindestens einem der gängigen Campingclubs, welche wir zum Glück im Voraus abgeschlossen hatten. Zudem sollte man unbedingt ein paar Tage im Voraus die Campingplätze buchen. In der Hauptsaison hat man sonst keine Chance ein Plätzchen für die Nacht zu bekommen, weil alles von den britischen Wohnwagenbesitzern belegt ist. Auch die Solarpanels, Brennstoffzelle und ein gut gefüllter Wassertank nützen nicht viel, wenn alle Campingplätze ausgebucht sind. Wir fanden kaum einen Parkplatz für unser WoMo. Der Küste entlang gibt es nur Haltemöglichkeiten für Personenwagen mit Maximalhöhe von zwei Metern. WoMo's sind da ganz klar nicht erwünscht. Da haben wir in Skandinavien, Deutschland, Frankreich und Holland zum Glück ganz andere Erfahrungen gemacht. Für ein WoMo-Mittagsschläfchen mit anschliessender Elchsichtung hatten wir so in Grossbritannien keine Gelegenheit.

Einkaufen und essen

Einkaufen will gut geplant sein. Es gibt zwar viele Einkaufsmöglichkeiten in den Städtchen, allerdings sind die wenigsten Parkplätze WoMo-tauglich. Natürlich findet man bei den grösseren Einkaufscentern wie Sainsbury's, Tesco, ASDA, Morrisons oder wie sie alle heissen, einen Parkplatz für ein Wohnmobil. Allerdings muss man sich dort vor den "ElderlyPeople" in ihren SUV's in Acht nehmen. Ohne Rücksicht auf Verluste, fahren diese ihre Kampflinie und haben dabei keine Ahnung, wie gross das Fahrzeug ist, welches sie versuchen zu lenken. So hatten wir einige mehr oder minder lustige Erlebnisse.

 

Das Einkaufen als Solches ist eher speziell. Das Brot ist für unsere Gaumen eher gewöhnungsbedürftig, genauso wie der Käse, während das Rindfleisch extrem lecker und auch günstig ist. Bei Obst und Gemüse können selbst die Briten wenig falsch machen. Bei den Pommes Chips-Tüten hingegen kommt man als Tourist ganz schön ins Staunen. Wir müssen zugeben, dass wir dann doch zu feige waren um zum Beispiel das landestypische "Haggis" zu probieren. Die süssen Cinnamon-Buns (Zimtschnecken) haben es uns da schon eher angetan. Und beim richtigen Stand gekauft, sind Fish und Chips einmalig lecker, wenn von uns auch ohne Vinegar (Essig) genossen.

Städte und landschaft

Die vielgelobten Städte waren für uns gewöhnungsbedürftig. Auch hier hat uns Schottland einmal mehr besser gefallen, als England. Die vielen bunten und wild durcheinander gemischten Minimarkets sind total witzig. Trotzdem kommen viele Städte in Grossbritannien ein bisschen "schmuddelig" daher. Grosse Städte wie Hamburg, Berlin oder Paris haben uns viel mehr beeindruckt als zum Beispiel Edinburgh und Glasgow. Aberdeen und Inverness waren dann schon wieder eher nach unserem Geschmack, wenn auch sehr vieles grau in grau wirkt. Wir fühlen uns dann eben doch wohler in den weiten Landschaften. So waren zum Beispiel die White Cliffs of Dover, die Eckpunkte Lands End,  John O'Groats, Dunnet Head und Lizard's Point usw. wunderschön zu erleben, genau wie Dunnet Bay und die Highlands. Die südliche Küstenstrasse zwischen Plymouth, vorbei an Brighton nach Folkstone ist natürlich auch absolut sehenswert. Sogenannte Sehenswürdigkeiten wie Stonehenge, das Glennfinnan Viaduct aus Harry Potter oder das schönste Filmschloss Schottlands, das Eilean Donan Castle, mussten wir dann doch eher belächeln, da wir weit schönere Bauten in der Schweiz haben, die einfach ein bisschen weniger berühmt sind. Und ein bisschen beleidigt sind wir sowieso, weil sich Nessi einfach nicht hat blicken lassen.

FAzit

Es war wirklich schön, Grossbritannien drei Wochen zu bereisen und Land und Leute kennen zu lernen. Dennoch waren wir nicht unglücklich, als wir den LeShuttle nach Frankreich wieder befahren durften. Wir haben viele Bilder, Erfahrungen und Eindrücke mit nach Hause genommen und bereuen keinen Tag unserer Reise. Wenn wir allerdings vor die Wahl gestellt würden, ob wir wieder nach Grossbritannien oder Skandinavien reisen wollen, würden wir uns ohne zu zögern für Skandinavien entscheiden. In Grossbritannien ist nunmal alles so "englisch".