Zaragoza - Die Reise geht weiter. Wir haben uns nun doch entschlossen nach Spanien weiter zu fahren. Dies allerdings nicht, ohne vorher der Atlantikküste Adieu gesagt zu haben. Wir machen uns also am Morgen auf zur Atlantikküste. Und erneut zeigt Daniel wieder einmal einen zielsicheren Fährtenspürsinn. Er findet einen kleinen Parkplatz in einer Seitenstrasse und bringt uns so zum unglaublichsten Atlantikstrand. Daniela ist absolut begeistert von wilden Meeren. So etwas wie hier muss man einfach erlebt haben. Wellenbrecher, meterhohe riesige Wellen, die sich von weit aussen ihren Weg Richtung Strand bahnen und dies bei ohrenbetäubendem Getöse – einfach traumhaft und mit keinem Foto oder Video einfangbar.
Nach diesem Erlebnis fahren wir auf die Autobahn und lassen schon bald die französische Grenze hinter uns. Von null Meter über mehr steigen wir in Windeseile auf 700 Meter auf. Wie immer macht Jelly all unsere Kapriolen ohne Murren und Knurren mit und bringt uns absolut zuverlässig ins Landesinnere von Spanien.
Morgen soll es weiter an die Mittelmeerküste gehen. Wir haben uns ein ganz besonderes Plätzchen ausgesucht. Für die heutige Nacht bleibt uns leider nur ein Campingplatz in Zaragoza. Beim Einchecken wird uns gleich ein Stellplatz zugewiesen, leider ohne Wahlmöglichkeit. So werden wir diese Nacht neben einem Dauercamper und Unrat-Sammler verbringen müssen. Einmal mehr beweist es, dass wir Stellplatz- und nicht Campingplatz-Wohnmobilisten sind.
Cambrils - Fast schon fluchtartig verlassen wir bei Schrankenöffnung den Campingplatz in Zaragoza. Wir müssen wohl nicht erwähnen, dass wir uns hier nicht besonders wohl gefühlt haben und auch nicht, dass unsere Sternebewertung ziemlich tief ausfallen wird. Vermutlich würde der Campingplatz in der Nebensaison besser geschlossen werden als zu überrissenen EUR 22.00 (inkl. Campingcard-Spezialpreis) ganzjährig geöffnet zu bleiben. Aber schliesslich können wir ja auch nicht immer nur Goldsterne in unseren Bewertungen haben und sind auch froh für diese Erfahrung.
Die nächsten 3.5 Stunden führen uns über Strassen mit mondlandschaftlich unwirklich scheinende Landschaften und verschiedenste Baumplantagen. Die Erdtöne wechseln von hellem beige, fast weiss bis hin zu einem australischen rot. Wir sehen Anbaugebiete von Früchten, Wein und alte Olivenbäume. Die Höhenmeter wechseln im Kilometertakt. Die Charakterlandschaft vom spanischen Hinterland ist ein schöner Kontrast zu den vielen Küstenabschnitten, die wir in den letzten Tagen gesehen haben. Wenn wir auch beide zugeben müssen, dass uns jeder Halt am Atlantik total
überwältigt und beeindruckt hat.
Kurz vor unserem Zielpunkt am Mittag, besorgen wir uns noch ein paar Lebensmittel für die nächsten zwei Tage, die wir auf dem Campingplatz Playa y Fiesta in Cambrils bleiben wollen. Dies ist unser Campingplatz am Meer, welchen wir schon im Februar besucht haben. Leider ist unser Stellplatz direkt am Meer diesmal vergeben aber auch in der zweiten Reihe haben wir eine wundervolle Aussicht auf den Strand und das Meer. Und der Sonnenuntergang ist so unbeschreiblich wie bei unserem letzten Besuch.
Cambrils - Heute machen wir, was wir selten bis nie auf unseren Reisen machen. Wir bleiben einen weiteren Tag und eine zweite Nacht am selben Ort. Wir nutzen die Zeit für ein gemütliches Frühstück und um unser WoMo vom Sand zu befreien. Den Sand von den Stränden und der grossen Düne finden wir in allen Ritzen, obwohl wir regelmässig gewischt und gesaugt haben. Innen sieht Jelly schon bald wieder ganz ordentlich aus. Aussen hätte er allerdings dringend auch eine Dusche nötig.
Anschliessend haben wir dann genügend Zeit zum Geniessen. Während es in der Schweiz schön aber kalt sein soll, machen wir
lange Spaziergänge am Meer. Wohlverstanden bei warmen 20 Grad in der Sonne und mit hochgekrempelten Hosen und barfuss im Meerwasser watend. Die Jungs vergnügen sich im Sand und wir versuchen all die schönen Eindrücke in uns auf zu nehmen und für die Zeit zu speichern, wo uns das Reisen nicht möglich ist. Wir beobachten kommende und abreisende Wohnmobile. Plaudern mit unseren deutschen Nachbarn und schauen den vielen Campingkatzen beim Ärgern der WoMo-Hunde zu. Wir verbringen einen richtig schönen Tag in unserem Zuhause jedoch in einem fremden und spannenden Land, wo es viel zu entdecken gibt. Natürlich planen wir auch schon ein bisschen für den nächsten Tag.
La Palme - Heute werden wir noch einmal von der Sonne geweckt, die über dem spanischen Mittelmeer aufgeht. Wir gratulieren Mami aus der Ferne ganz herzlich zum Geburtstag „Alles Gute zum Geburri Mami“. Anschliessen checken wir in Cambrils aus und fahren bei wolkenlosem Himmel und frühlingshaften Temperaturen los.
Die heutige Strecke von Spanien nach Frankreich haben wir perfekt ausgesucht. Zuerst legen wir ein bisschen Weg auf der Autobahn zurück und verlassen diese kurz vor der Grenze. Wir kehren zurück auf die Küsten- bzw. Pass- oder auch Weinstrasse. Von Figueres geht es nach Llanca, Colera, Portbou ans Cap Cerbere. Die Aussicht auf dieser Strecke ist wahrhaft atemberaubend. Kleine malerische Dörfer, Weinhänge und Klippen am Meer lassen uns staunen.
Auf der französischen Seite der Küstenstrasse geht es vorbei an Banyuls und Port Vendres nach Argeles-sur-Mer. Hier waren wir bereits im Februar unterwegs und erkennen das eine oder andere wieder. Der Stellplatz in Port-Barcares sagt uns nicht wirklich zu. Aus diesem Grund entschliessen wir uns auf unseren Stellplatz in La
Palme weiter zu fahren. Hier hat unsere Camping-Car-Park-Karriere begonnen.
Der Sonnenuntergang-Spaziergang in den Salzsalinen kommt genau richtig und tut uns vieren gut. Langsam merken wir den Hunger. Irgendwie kamen wir heute noch nicht richtig zum Essen. So geht es zurück ins WoMo um zu kochen und die restlichen Ferientage zu planen. Schliesslich wollen wir den Rest der französischen Küste auch noch sehen.
Cavaliere - Von La Palme aus geht es heute den ganzen Tag der Küste entlang. Wir haben uns aber auch noch eine kleine Mission auferlegt. Schon seit Tagen suchen wir einen geeigneten Platz, um unseren Jelly auf Vordermann zu bringen. In Agde bei einem Hyper U werden wir auch fündig. Endlich können wir unser total schmutziges WoMo gründlich waschen und den ganzen Fahrtdreck und Dünenstaub entfernen. In schönem Glanz und wieder weiss strahlend geht es weiter.
Am frühen Abend kommen wir in Marseille an. Schon von weitem haben wir den Hafen und die riesigen Kreuzfahrtdampfer gesehen. Kreuz und quer manövriert uns Daniel im Jelly durch die grosse Stadt. Vorbei an alten beeindruckenden Gebäuden, dem Riesenrad und durch schmalste Gassen. Bei all den verbeulten Fahrzeugen auf der Strasse, die sich ohne Rücksicht ihren Weg bahnen, bekommt man echt Angst ums eigene fahrende Zuhause. Daniela wird es in manchen Situationen ziemlich mulmig aber das Vertrauen in Daniel’s Fahrkunst ist natürlich grösser. Er meistert die Fahrt durch Marseille ohne mit der Wimper zu zucken.
Leider ist dann allerdings die Zufahrt zum erwählten Stellplatz für uns zu eng. Wir müssen uns einen anderen Übernachtungsplatz suchen, was sich in dieser Region, im Dunkeln, schwieriger gestaltet, als gedacht. Erst um 20:30 Uhr finden wir einen „WoMo-Hafen“ irgendwo am Meer. Wo wir genau gelandet sind, werden wir wohl erst am nächsten Tag sehen.
Monte Ceneri - Wo wir gestern gestrandet sind, sehen wir tatsächlich erst am heutigen Morgen und dementsprechend fluchtartig verlassen wir den Platz auch. Sogar Frühstück gibt es erst etwas ausserhalb mit einem wahnsinnigen Panoramablick auf die ganze Region. Von jetzt an geht unsere Tour durch alle möglichen Promistädte. St. Tropez, St. Maxime, Cannes bis nach Nizza. Es ist wirklich interessant und schön, das alles einmal zu sehen. Wir müssen aber zum Glück beide einstimmig zugeben, dass uns das eine Mal dann auch reicht. Wenn wir wählen könnten, würden wir jederzeit die einsamen kilometerlangen Sandstrände mit dem wilden Meer an der Atlantikküste den Städtchen der Reichen und Schönen vorziehen. Wir fühlen uns dort einfach wohler.
Eine Ausnahme gibt es dann aber doch noch. Daniel möchte unbedingt mit Jelly auf die Formel1-Rennstrecke in Monte Carlo und ein kleines WoMo-Rennen fahren. Leider ist das Unterfangen mit einem fast 8 Meter langen und 3.3 Meter hohen Wohnmobil nicht ganz so einfach, wie mit einer Formel1-Bolide. Alles klappt besser als gedacht. Wir sehen den atemberaubenden Hafen mit den riesigen
Yachten und auch den berühmten Tunnel. Als uns dann aber eine Umleitung steil über mehr als enge Haarnadelkurven aus Monte Carlo hinaus führen will, wird es richtig eng. Die Breite von Jelly ist natürlich auch wesentlich grösser als von einem normalen Auto und so kommt Daniela auch heute wieder gehörig ins Schwitzen, bis wir zurück auf WoMo-tauglichen Strassen sind. Das Erlebnis mit Jelly in Monte Carlo unterwegs zu sein, werden wir wohl alle nicht so schnell vergessen.
Wir fahren weiter der Mittelmeerküste entlang nach Genua und verabschieden uns dort für dieses Jahr vom Meer. Eigentlich wollten wir zwischen Genua und Mailand ins neue Jahr starten. Leider gibt es den Platz aber nicht mehr. Aus diesem Grund entscheiden wir uns kurzerhand, bis zu unserem Stellplatz Ceneri, Tamaro in der Schweiz weiter zu fahren. Um 20:00 Uhr haben wir wieder schweizerischen Boden unter den Füssen und merken rasch, dass wir nun die angenehmen südlichen Temperaturen vergessen können. Bis wir wieder 16 Grad Aussentemperatur erleben dürfen, werden wohl einige Wochen vergehen.
Bubikon - Den Jahreswechsel haben wir mehr oder weniger unspektakulär hinter uns gebracht. Wie jedes Mal, wenn eine Reise zu Ende geht, fällt es uns schwer wieder an das normale Leben zu denken. So auch jetzt.
Am Neujahrstag wird zuerst ein bisschen geputzt, Zeugs zusammen geräumt und das eine oder andere erledigt. Im Tessin haben wir herrliches Wetter. Wie wir gehört haben, soll es daheim ziemlich kalt und neblig sein. So entscheiden wir uns, nicht auf direktem Weg zu fahren. Auch wenn unser liebes Navi lieber durch den Tunnel möchte, haben wir die Fahrt über den Lukmanierpass gewählt. Gestern noch bei 16 Grad am Meer, heute bei -4 Grad auf rund 1950 Meter über Meer. Die Jungs passen sich viel schneller an das neue Klima an, als wir. Wir wollen zurück ans Meer, die Füsse in den Sand stecken und die Sonne im Gesicht spüren.
Wenigsten begleitet uns die Sonne und wir fragen uns schon, was die schlechte Nachricht von Nebel und Frostwetter sollte? Als wir dann aber am Walensee vorbei fahren sehen wir schon die dicke graue
Wolkenfront, die wie ein Stauwehr bei Weesen über der Linthebene hängt. Am Liebsten würden wir sofort wieder Kehrt machen aber es gibt kein Zurück. Seit unserer Abfahrt in den Süden hatten wir kaum keine Stunde ohne Sonne, nur ein paar wenige Regentropfen und immer über 10 Grad. Jetzt müssen wir wieder die warme Jacke „montieren“ und die Winterstiefel aus der Garage holen. Wir sind wieder in der Schweiz und es werden viele Wochen vergehen, bis wir wieder 20 Grad Aussentemperatur erleben dürfen.
Einmal mehr haben wir unsere Reise mit Jelly genossen. Treu und zuverlässig hat er uns auch diese rund 4‘200 Kilometer durch mehrere Länder chauffiert und uns ein gemütliches Zuhause geboten. Im 2016 haben wir mit ihm 12 Länder bereist und 38‘541 Kilometer abgespult. Wir haben wunderschöne Orte gesehen und spannende Dinge erlebt. Wir haben uns besser kennen gelernt, vieles entdeckt, das wir unbedingt wieder sehen möchten und anderes gesehen, das bestimmt ein einmaliges Abendteuer bleiben wird. Nach einem Jahr Jelly können wir überglücklich behaupten, dass er für uns die beste Investition ist. Wir sind Wohnmobilisten aus Leidenschaft und freuen uns auf viele weitere Kilometer und Länder im 2017!