TRAUMREISE ANS NORDKAPP (TEIL 3)

20. bis 26. Juni 2016



Nordkapp - Schon früh sind wir wach, denn heute wird es endlich soweit sein. Wir werden das Nordkapp sehen. Doch zuerst werden wir von einem grossen Steinherz vor unserer „Haustüre“ überrascht. Mami und Papi haben an unseren 2. Hochzeitstag gedacht und uns dieses Steinherz vors WoMo gezaubert. Vielen lieben Dank euch zwei! 

 

Die heutige Tagesstrecke entführt uns wieder in die traumhaftschöne Welt der Fjorde und Trolle. Hinter jeder Kurve und nach jedem „Tunnelen“ könnte einer dieser kleiner frechen Trolle auf uns warten. Stattdessen sehen wir heute Herde um Herde mit Rentieren. Mit ihren Braunen Nasen sehen sie einfach zum Knuddeln aus. Die Mittagspause verbringen wir nach Alta auf einer wunderschönen Hochebene. Wir entdecken eine ganz andere Welt, die sich uns karg und steinig präsentiert. Überall gibt es kleine Dörfchen oder einzelne Häuser. Wir fahren weiter Richtung Nordkapp. 

 

In Skaidi versorgen wir uns nochmals mit Frischwasser. Von da an ist die Strecke einfach nur noch unbeschreiblich. Man muss die Felsen,


das Meer, die Fjorde selber gesehen haben, um es in seiner ganzen Grösse und Pracht erfassen zu können. Wir versuchen Fotos zu schiessen und so Erinnerungen für Zuhause fest zu halten aber wir wissen, dass wir das auf keinen Fall schaffen werden. Jeden Kilometer, den wir dem Nordkapp näher kommen, werden wir ruhiger. Das Ziel ist zum Greifen nah und dann sehen wir endlich den Eingang zum Nordkapp vor uns. Links eine weidende Rentierherde hoch über den Meer und vor uns die weltberühmte Kugel.

 

 

Wir suchen uns einen Platz zwischen all den anderen WoMo’s und verschaffen uns einen ersten Überblick. Es ist kalt. Es ist karg. Es ist atemberaubend schön. Wir haben unseren Traum verwirklicht. Wir haben 4987 km hinter uns gebracht. Wir haben zusammen das Nordkapp erreicht und wir sind unglaublich stolz hier sein zu dürfen. Der nördlichste Punkt des europäischen Festlands. Wir stehen jetzt zusammen hier und blicken weit über das Meer hinaus. Am Horizont scheinen Himmel und Meer zu verschmelzen. Wir haben den weitesten Punkt unserer Reise erreicht. Wir sind am NORDKAPP. 




Hamnbukt bei Lakselv - Nach einer eisigen Nacht am Nordkapp, werden wir mit einer strahlenden Mittnachtsonne am Morgen begrüsst. Um 08:00 Uhr machen wir unseren Spaziergang mit den Jungs zu einem ganz besonderen Ort. Zum Globus des Nordkapps. Wir machen unsere Fotos und geniessen die wärmende Sonne, bevor der berühmte Platz an der Klippe wieder von den Touristen überschwemmt wird. Die WoMo’s und Reisecars wechseln die Parkplätze im Minutentakt. Nachdem wir unsere Souvenirs eingekauft und unsere lebenslange Royal North Cape Club Mitgliedschaft abgeschlossen haben, entschliessen wir uns früher als geplant, für die Abreise vom Nordkapp. 

 

Wir müssen die gleiche Strasse wieder zurück, wie wir gestern gekommen sind. Wir sehen viele mystisch wirkende Orte, welche heute im Sonnenlicht noch mehr erstrahlen, oder waren wir gestern einfach schon zu sehr mit den Gedanken am Nordkapp? 

 

Auf einem Rastplatz an einem nett wirkenden kleinen See, wollen wir bereits nach zwei Stunden Fahrt, schon unser Nachtlager aufschlagen.


Olly wird kurzerhand von Daniela zum Schwimmen überredet, während Wilson und Svenja durchs Gras hüpfen. Zurück am WoMo jedoch, merken wir, dass das malerische Plätzchen nicht ganz ohne Grund menschenleer ist. Die kleinen harmlos wirkenden Fliegen, stellen sich als blutrünstige, fiese Hundesauer heraus. In kürzester Zeit, sind Wilson’s und Svenja’s Bäuche mit üblen Stichen übersät und wir sind in zwei 

WoMo’s hinter den stechenden Biestern her. Selbst durch die kleinsten Ritzen sind sie ins Innere unserer Zuhause gekommen. So entschliessen wir uns, so schnell wie möglich das Weite zu suchen.

 

Nochmal eine knappe Stunde weiter, finden wir dann aber einen hübschen Rastplatz direkt am Meer. Sogar ein kleiner Sandstrand finden wir an der Hamnbukt bei Lakselv. Endlich können wir einen gemütlichen Grillabend mit Mami und Papi verbringen und den Abend mit einem Strandspaziergang ausklingen lassen. 

 

 




Sodankylä - Gestern sind wir schon so weit gekommen. Aus diesem Grund können wir den Tag etwas gemütlicher angehen lassen. Wir verlassen unseren Stellplatz und fahren Richtung finnische Grenze. Es ist nicht ganz einfach, heraus zu finden, wann wir nun endlich in Finnland sind. Nach ein paar unklaren Minuten, entdecken wir dann doch noch den Zoll nach Finnland. 

 

Norwegen, Finnland, Schweden … das ist doch alles Skandinavien. Oder eben nicht! Kaum über der Grenze, öffnet sich uns eine ganz andere Welt. Kein Meer mehr, dafür unendlich scheinende Wälder. Grün in allen Schattierungen und fast spiegelglatte Seen – es sieht so unglaublich schön aus. Kilometerweit liegen die Häuser auseinander und dazwischen ist nichts ausser Natur. Die Rentiere überqueren selbstverständlich die Strassen oder laufen in den kleinen Orten herum. Endlich sind auch Wilson und Olly einmal draussen, als sich ein mächtiger Rentierbulle und seine Kuh vor uns präsentieren. Leider haben wir bis jetzt noch keinen Elch gesehen aber die vielen Rentiere entschädigen für alles. 


In der Mitte von Finnland geht es heute auf einen Campingplatz. Wir müssen dringend einmal ein paar Wäschestücke waschen. Natürlich nutzen wir auch den Landstrom, auch wenn wir dies nicht einmal gebraucht hätten, beim Wildcampieren. Zum einen war es die ganze Nacht taghell, sodass wir kein Licht benötigten und zum andern durfte die Brennstoffzelle auch einmal zeigen, dass sie perfekt funktionieren würde, wenn sie dann gebraucht würde. 

 

 

Morgen geht es nach Rovaniemi und vermutlich auch noch über die Grenze nach Schweden. Wir geniessen die nördlichen Länder wirklich sehr. Schade, dass man nicht viel öfter hierher kommen kann, um alles in Ruhe zu bereisen und erkunden. 




Räneä - Heute ist für uns alle ein spezieller Tag dieser Reise. Dies aus zwei verschiedenen Gründen. Zum einen geht es weiter in das nächste Land unserer Reise. Zum andern wird es Zeit, sich von Mami und Papi zu verabschieden, da wir ab heute getrennt weiter reisen werden. Zuerst geht es aber zusammen noch ins Dorf vom Nikolaus. 

 

8 Kilometer vor Rovaniemi hat sich der Samichlaus häuslich nieder gelassen. Hier, wo es wieder über den Polarkreis geht, gibt es viel zu entdecken. Kinderaugen kämen nicht mehr aus dem Staunen heraus. Für uns ist es dann doch eher Kommerz. Trotzdem sind wir der netten Dame am Informationsschalter sehr dankbar, dass sie Daniel nochmals einen aktuellen Stempel in seinen Polarkreis-Ausweis von 1975 macht. Sie staunte nicht schlecht, dass er diesen noch immer aufbewahrt hatte. Natürlich bekommen wir auch zwei neue und aktuelle Circle-Zertifikate. 

 

Es fällt uns allen wirklich schwer, wieder unter den Polarkreis zurück zu müssen. Am Liebsten würden wir einfach wieder zurück ans Nordkapp und noch viel länger in Norwegen verweilen. Leider ist es


am Mittag dann aber Zeit, um Mami und Papi alleine weiter reisen zu lassen. Bei einem gemeinsamen Mittagessen lassen wir die vergangenen Tage Revue passieren und verabschieden uns schlussendlich, zugegeben total emotional. 

 

 

Nochmal ein herzliches Dankeschön an Mami und Papi. Die gemeinsame Reise mit Euch war super schön. Ein grosses Kompliment an Euch beide, dass Ihr unseren, leider sehr straffen, Reiseplan mitgemacht habt. Wir haben die Zeit mit Euch wirklich genossen. Bis bald in der Schweiz und viel Freude auf Eurer Fahrt nach Hause. 




Härnösand - Was für ein Erwachen am Morgen. Egal auf welcher Seite man zum Fenster heraus schaut, überall hat es Meer. Die Sonne lässt das Wasser magisch funkeln. Die Vögel ziehen Ihre Bahnen oder Schwimmen gemütlich umher. Mit dieser Aussicht sollte man jeden Morgen aufstehen dürfen. 

 

Gut gelaunt machen wir uns auf den Weg. Wir nehmen Kilometer für Kilometer unter die Räder. Jelly brummt friedlich die E4 hinunter, immer Richtung Sundsvall. Wir halten Ausschau nach den ausgeschilderten Elchen aber auch heute wollen die landestypischen Tiere sich uns nicht zeigen. Auch wenn dies nicht unser Tagesziel ist, kommen wir viel schneller voran, als wir gedacht hätten. Auf einem Rastplatz kurz vor Umea treffen wir ein älteres Ehepaar aus Genf. Wir werden sofort auf unsere beiden Jungs angesprochen und kommen nett ins Plaudern mit den beiden Skandinavien erprobten WoMo-Reisenden. 

 

Unser einziges „Problem“ ist heute das Frischwasser. Wir steuern einige Stellplätze an, können aber nirgendwo Wasser bunkern. Ohne 


Strom kommen wir bestens aus, denn dafür sind wir mit der Brennstoffzelle und dem Solarpanel genügend gerüstet. Das Kassettenklo und auch das Abwasser kann fast überall entsorgt werden. Einzig frisches Trinkwasser, müssen wir regelmässig nachfüllen können. Heute bleibt uns leider nichts anderes übrig, als einen Campingplatz anzusteuern.

 

Als wir in Härnösand eintreffen, werden wir an der Reception mit einem uns mehr als bekanntem „Grüezi mitenand“ empfangen. Der Campingplatz wird seit 2014 von Schweizern geführt. Wir können uns einen hübschen Wiesenstellplatz aussuchen. Frischwasser und Strom ist vorhanden. 

So müssen wir uns nur noch um das leibliche Wohl mit einem frischen Stück Lachs vom Grill kümmern. Die grosse Überraschung des Tages haben wir allerdings, als wir die heute gefahrenen Kilometer errechnen. Wir haben es tatsächlich fast auf 600 Kilometer gebracht. Unglaublich, was Daniel jeden Tag leistet und wie fröhlich er sich jeden Morgen aufs Neue hinters Steuer setzt. Schade, dass schon bald die letzte Woche Urlaub beginnt. Daniela hat sich besonders in Norwegen verliebt. Wir könnten beide gut und gerne noch ein paar Wochen mehr hier oben bleiben, wenn dann da nicht auch ein paar Pflichten in der Schweiz auf uns warten würden. 



Karlstad - Da wir gestern so viele Kilometer auf den Tacho gebracht haben, wollten wir heute eigentlich ausschlafen. Den Wecker haben wir trotzdem sicherheitshalber auf 08:00 Uhr gestellt. Doch es kommt immer anders als man deckt. Um 05:00 Uhr werden wir vom heftigen Regen geweckt, der auf unser WoMo-Dach prasselt. Da wir den Stellplatz auf dem Wiesengelände gewählt haben, kommt leichte Panik auf. Wir sind uns nicht sicher, ob der Rasen das viele Wasser schlucken kann. Wir stehen also sofort auf, um Jelly, wenn nötig, auf den Kiesweg um zu parkieren. Angezogen und draussen, hört der Regen sofort auf. Wir entschliessen uns zu frühstücken und legen uns nochmals ein bisschen hin, bevor wir dann um 09:00 Uhr endgültig auf die Piste gehen. 

 

Wir folgen wieder der E4. Links Bäume, rechts Bäume, dazwischen eine super ausgebaute aber leider auch total langweilige schnurgerade Strasse Richtung Stockholm. Langsam verleidet uns immer der gleiche Blick aus dem Fenster. Gegen Mittag machen wir eine Pause und überlegen, wie es weiter gehen soll. Wollen wir nach Stockholm und dafür immer nur Strasse sehen oder fahren wir quer


durch Schweden, lassen die Stadt aus aber sehen dafür mehr vom Land? Wir entscheiden uns für die zweite, für uns spannendere Möglichkeit. 

 

 

Um 14:00 Uhr merken wir, dass die letzte Nacht doch etwas kurz war. Wir entscheiden uns, endlich mal ein Mittagsschläfchen zu halten. Nach Edsbyn finden wir in einem Waldstück einen beschatteten Waldparkplatz, der sich dafür eignet. Die Pause tut uns richtig gut. Nach einer Stunde wollen wir weiter, zuerst müssen Wilson und Olly aber auch nochmals für kleine Jungs. Draussen bellt Wilson plötzlich. Ein Sticker an einem Strassenschild reflektiert das Sonnenlicht. Wir denken zuerst, dass Wilson das gesehen hat. Doch dann entdeckt Daniel, was Wilson’s Aufmerksamkeit wirklich geweckt hat. Knapp 20 Meter von uns entfernt, direkt hinter Jelly, steht ein wunderschöner junger Elchbulle im Dickicht des Waldes. Er schaut uns direkt an. Schnell bringen wir die Hunde ins WoMo. Er scheint keine Scheu zu haben. 

Der junge Elch kommt raus aus dem Wald, auf die Strasse und schaut uns an. Er zeigt sich uns in seiner vollen Grösse und Schönheit! Träumen wir noch oder ist das wirklich wahr? Dürfen wir nach 6000 Kilometer nun doch noch einen echten Elch in freier Natur sehen?! Wir haben Gänsehaut, ein unbeschreibliches Gefühl durchfährt uns. Wie ein Waldgeist ist er erschienen, wechselt die Strassenseite, schaut uns nochmals freundlich an und verschwindet wieder im Wald. Beim Abfahren sehen wir unseren Schweden-Elch nochmals im Rückspiegel, wie er davontrottet. DANKE für dieses Erlebnis. Dies werden wir niemals vergessen! 




Fredericia - Nach der Elchsichtung, sind wir gestern noch bis nach 20:00 Uhr auf der Strasse geblieben. In den Abendstunden haben wir noch einen Fuchs mit Beute fürs Abendessen gesehen und einige Rehe beim Weiden beobachtet. Nichts konnte natürlich die Begegnung mit der wunderschönen Elch-Dame toppen. Wir haben uns schliesslich auf einem Hafenparkplatz in Karlstad niedergelassen. 

 

Auch der heutige Tag haben wir hinter dem Steuer bzw. auf dem Beifahrersitz verbracht. Quer durch Schweden sind wir zurück nach Göteborg. Eigentlich wollten wir nochmals eine Nacht auf unserem Stellplatz verbringen. Leider war er bei unserer frühen Ankunft um 15:30 Uhr bereits komplett belegt. Wir haben noch zwei weitere Stellplätze in Schweden angeschaut. Genau wie in der Schweiz sind aber auch in Schweden gute Stellplätze sehr rar. 

 

Ein Mittagsschläfchen hatten wir gemacht. So haben wir uns entschlossen, dass wir noch Richtung Flensburg wollen. Die Brücke zwischen Schweden und Dänemark durften wir bei wunderschönem Abendsonnenschein passieren. Nach einem leckeren Abendessen mit


Fisch aus dem Backofen und Salat fahren wir um 21:30 Uhr weiter zur zweiten grossen Brücke, die uns nach Deutschland führen soll. Schauen wir einmal, wie weit wir heute noch kommen. 

 

 

Wir haben uns schon so sehr an die taghellen Nächte im Norden gewöhnt, dass uns die untergehende Sonne merkwürdig vorkommt. Das Abendrot hat absolut seinen Charme. Trotzdem hätten wir nie gedacht, wie einfach es ist, sich an die Sonne zu gewöhnen, die uns Tag und Nacht begleitet.