Bursins - Wir feiern Geburtstage eher ungern. Warum also nicht die Zeit nutzen und die bei uns spärliche Sonne suchen. Etwas Wärme und Zweisamkeit tut uns bestimmt gut. Der Stress auf der Arbeit und die Aufgaben die zuhause täglich warten einfach mal hinter sich lassen. Abschalten! Ja, das machen wir.
Drei Wochen waren wir jetzt nicht mehr mit Jelly unterwegs. Eine echt lange Durststrecke, die wir kaum mehr ausgehalten haben. Leider konnten wir nicht schon am Montag los. Da wäre das Wetter viel schöner gewesen. Als wir uns nach der Arbeit um 17:55 Uhr auf den Weg machen schüttet es in wie aus Kübeln. Dieses Wetter sind wir uns gewohnt, wenn wir Wasser für die Reise bunkern gehen. Je näher wir aber, nach Lachsbrötchen und Nachfahrt, an den Genfersee kommen, desto winterlicher wird das Wetter. Plötzlich finden wir uns auf der Autobahn hinter einem Doppelschneepflug in dichtem Schneegestöber wieder. Die beiden verlangsamen unsere Fahrt erheblich. Deshalb entschliessen wir uns, die Nacht auf der Raststätte in Bursins zu verbringen. Das ist die beste Möglichkeit, um am
nächsten Morgen möglichst schnell über die Grenze nach Frankreich zu gelangen. Leider ist die Nacht nicht ganz so ruhig. Olly weckt uns immer wieder, weil ihn die abfahrenden LKW’s stören. Wir hingegen könnten aber überall in unserem Jelly schlafen. Uns stören die Geräusche überhaupt nicht.
Port La Nouvelle - Am frühen Morgen fahren wir, mit frischen Brötchen im Schrank, los. Von Bursins führt uns unser Weg über Genf, die Schweizer Grenze, nach Lyon, entlang der Rhone nach Valence, Orange und Nimes nach Montpellier am Meer. Die Sonne begleitet uns auf unserem Weg und wir bestaunen die landschaftliche Veränderung. Vom Winter ist nichts mehr zu sehen. Es wird zunehmend wärmer und wir sehen die ersten Bäume, die bereits in einer weissen Blütenpracht erstrahlen. Überall am Wegrand gibt es grosse Weinfelder. Man sieht zwar erst die kleinen Rebstöcke, die knapp aus der Erde ragen aber trotzdem erahnen lassen, wie diese Felder im Sommer aussehen werden.
Wir haben uns drei Stellplätze für diese Nacht ausgesucht. Der Erste Stellplatz ist in St-Pierre-la-Mer. Eine abenteuerliche schmale Strandstrasse, die zwar spannende Fotomotive bietet aber weniger lustig zum Kreuzen mit anderen Fahrzeugen ist, führt uns zu einem Stellplatz im Nichts. Wir sehen weder Stromanschlüsse noch gefällt uns der Platz sonderlich. Wir fahren also weiter nach Gruissan. Der Platz wäre zwar schön gelegen. Dumm ist nur, dass der Filter von
Campercontact nicht richtig funktioniert hat. Dieser Platz ist nämlich nur vom Juli bis August geöffnet, was Daniel natürlich belustigt und er wird dies Daniela bestimmt auch noch lange unter die Nase reiben. Na gut – also geht es weiter zu Platz Nr. 3 in Port-la-Nouvelle. Dort soll es alles geben, was ein guter Stellplatz bieten sollte. Ja sollte! Der Platz ist lediglich eine Versorgungsstation ohne Übernachtungsmöglichkeiten direkt hinter einer Waschstrasse und Einkaufszentrum. Zum Glück haben wir im Ort vorher einen Stellplatz entdeckt, der zwar keinen Stromanschluss bietet aber das ist uns nun egal. Wir brauchen ja nur einen Schlafplatz, denn unser Ziel ist Spanien und das wollen wir morgen so schnell wie möglich erreichen. Wir machen es uns also in unserem „Nest“ gemütlich und kuscheln uns ein.
Cabrils - Früh ist Tagwache, denn das Tagesziel ist klar. Wir wollen nach Spanien ans Meer. Nur Küstenstrassen zu fahren, erweist sich als schwieriger als gedacht, denn irgendwie kommen wir immer wieder zurück auf die Autostrassen und gebührenpflichtigen Autobahnen. Am frühen Morgen sehen wir noch einsame Küstendörfer. Je später es wird, desto belebter werden die Strassen und Städte. Die spanische Grenze passieren wir natürlich wieder ohne kontrolliert zu werden. Die Fahrt ist eine ganz besondere Erfahrung. Uns prägt sich ein Bild aus Gegensätzen ein. Felsen und Meer, Nadelhölzer und Palmen.
Vorbei an La Jonaquera, Figueres, Girona und Barcelona steuern wir nach Tarragona dem Strand entgegen. Schon vor 15:00 Uhr haben wir unser Ziel in Cambrils erreicht. Ein wunderschöner Stellplatz direkt am Meer begrüsst uns. Wir haben den perfekten Stellplatz am Strand gefunden – ein Traum! Das Meer, die Sonne, der Sandstrand, eine laue Briese und die herrlichen Farben sind atemberaubend. Wir unternehmen einen langen Spaziergang mit Wilson und Olly am
Strand. Die Jungs haben sichtlich Spass an den Wellen und buddeln wie die Grossen im Sand. Die wärmende Sonne tut uns allen Vieren richtig gut. Während wir es uns gut gehen lassen, erreichen uns von Zuhause die Nachrichten von Regen und Schnee. Nein, an Winterwetter wollen wir jetzt nicht denken. Viel lieber geniessen wir den Kurzurlaub, lassen die Seele baumeln und erholen uns vom Stress der letzten Wochen.
La Palme - Um 6:45 Uhr werden wir sanft vom Wellenrauschen geweckt. Wir warten nicht lange, sondern gehen direkt mit Wilson und Olly an die frische Luft. Schliesslich wollen wir uns den Sonnenaufgang am Meer nicht entgehen lassen. Die Farben am Horizont sind unbeschreiblich. Die Scheinwerfer der grossen Schiffe sind zu sehen. Um uns herum sind noch alle am Schlafen, sodass wir die einsame Stille und das Rauschen des Meeres Arm in Arm geniessen können.
Nach kurzem Kaffee und Frühstück machen wir uns auf den Weg. Wir wollen der Küste entlang zurück nach Frankreich fahren. Als Erstes begrüssen uns freilebende grüne Sittiche bei der Versorgungsstation und direkt nach der Abfahrt schnuppert uns rasch ein wilder Hase entgegen, bevor er wieder in den Büschen verschwindet.
Die Küstenfahrt ist ein ganz besonders schönes Erlebnis. Anscheinend hat es nördlicher von unserem Schlafplatz geregnet. Der Regen hat das Meer aufgewühlt. Die weissen Wellen brechen das Beige, Blau und Türkis von Wasser und Strand.
Nach Barcelona, um die Mittagszeit, wird der Verkehr dichter. In Calella muss es so stark geregnet haben, dass das Wasser auf den Strassen nicht mehr richtig abfliesst. Es ist witzig, wie hektisch die Polizei versucht, die grösseren Pfützen auf der Strasse zu sichern. Daniel entscheidet sich an einem Punkt, dem Stau aus dem Weg zu gehen und nimmt eine ganz besondere Kreiselausfahrt. Die gewählte Strasse führt uns zuerst vorbei an einer Hotelmeile und dann in immer schmaler und steiler werdende Quartiere. Neigungen von 10% und mehr haben wir zu bewältigen. Daniela wird es Angst und Bange aber Daniel meistert auch dieses Kunststück meisterhaft.
Wir entscheiden uns zurück auf die Autobahn zu wechseln, weil wir diesen Abend wieder in Frankreich verbringen möchten. Wir haben einen Stellplatz im Auge, den wir gestern zufällig nach unserer Abfahrt nach Spanien entdeckt haben. Gegen 17:00 Uhr kommen wir in La Palme an. Ein ganz spezieller und sehr ruhig gelegener Stellplatz begrüsst uns. Eine Art Wattenmeer liegt hinter unserem WoMo. Gerade 3 andere Wohnmobile sind auf dem grossen Gelände und zum ersten Mal auf dieser Reise haben wir wieder Landstrom. Daniel weiht endlich seinen Aussengrill ein und wir machen uns einen richtig gemütlichen Abend zu Zweit.
Aix-les-Bains - Wir erwachen, weil es wie aus Kübeln regnet und stürmt. Man könnte meinen, dass draussen der Weltuntergang vor der Türe steht. Schnell fahren wir die Sat-Schüssel ein, während Daniel in die Jeans hüpft, weil natürlich Wilson und Olly dringend nach draussen müssen. Tropfnass kommen die drei Männer, nach erledigtem Geschäft, wieder zurück ins Warme. Nachdem Daniel wieder „trocken gelegt ist“, wandern unsere Blicke zum Panorama-Dachfenster über der Fahrerkabine. Die Ohren werden gespitzt und einmal mehr wird klar – Daniel und Petrus haben das Heu nicht auf der gleichen Bühne. Draussen ist es schlagartig still. Kein Regentropfen fällt mehr aufs Womo-Dach. Warum die Eile und die Regendusche am frühen Morgen?
Nachdem wir mit Kaffee und Jelly mit frischen Wasser versorgt ist – im Tank! – machen wir uns auf den langen Weg in die Nähe der Schweizer Grenze. Weg vom Meer und zurück in die Berge, haben wir uns einen Stellplatz bei Chambéry für die letzte Nacht ausgesucht. Ob wir uns mit gut 500 km. Tagesstrecke nicht zu viel vorgenommen
haben? Aber wir Vier sind so gerne „on Tour“, dass wir jede Strecke zusammen schaffen.
Den ersten Platz finden zwar relativ schnell aber schon von weitem ist klar, dass wir hier auf keinen Fall übernachten werden. Die nahe liegende Autobahn ist das kleinere Übel, denn sie bringt uns nach ca. 20 Minuten nach Aix-les-Bains. Dieser Stellplatz gehört zur selben Stellplatz-Kette,
wie der Platz in La Palme. Ein paar Meter vom See entfernt, zwar direkt in der Anflugschneise vom Flughafen Grenoble gelegen aber dafür mit Landstrom und Sani-Station inklusive.
Nach einem leckeren Stroganoff aus der Bordküche und einem Skip-Bo-Spielchen und einer heissen Dusche, ziehen wir uns für die letzte Nacht dieser Reise ins kuschlige Queensbett zurück.
An dieser Stelle müssen wir einmal anmerken, dass wir richtig froh sind, dass wir uns für ein Womo mit separater Dusche entschieden haben. Wir ziehen unsere privaten sanitären Anlagen eindeutig den öffentlichen, nicht immer so hygienischen Duschräumen vor.
Bubikon - Igitt! Wir müssen wieder nach Hause. Selbst der Himmel – also Petrus – scheint mit uns Mitleid zu haben und heult.
Schon nach kurzer Zeit kommen wir an den Schweizer Zoll. Juhee! Das erste Mal werden wir vom Zöllner angehalten. Zu unserer Enttäuschung will er nicht einmal unsere Identitätskarten sehen, sondern fragt nur nach zu deklarierenden Errungenschaften. Die Hunde verschlafen den Grenzübertritt sowieso, also gelangen wir wieder völlig unspektakulär in die Schweiz.
Da uns die Heimreise viel zu schnell geht, entscheiden wir uns für einen Umweg über Thun und entlang des Brienzersees zurück nach „Hause“.
Nun haben wir in gut zwei Monaten knapp 10‘000 km mit unserem geliebten Jelly gemacht. Unser fahrendes Zuhause ist schon jetzt ein Familienmitglied geworden, welches wir nur ungerne alleine auf dem Parkplatz zurück lassen. Treu trägt er uns durch alle Länder, auf
allen Strassen, auch wenn sie noch so steil sind. Schon jetzt freuen wir uns wieder auf die nächste Tour mit ihm.