Schon im 2019, als Opa-Troll von Norwegen mit zu uns in die Schweiz durfte, haben wir es ihm versprochen. Wir werden alles tun, damit wir seine Oma-Troll finden und auch zu uns holen. Leider hatten wir auf unserer Skandinavien-Reise keinen Erfolg. Nirgendwo konnten wir Oma-Troll finden. Erst, als wir wieder zuhause waren, haben wir ein Foto im Internet gesehen, ihren Standort herausgefunden und sofort eine Eilmeldung los geschickt.
Heute durften Opa- & Oma-Troll ihr grosses Wiedersehen feiern. Sehen die zwei nicht glücklich aus? Opa grinst seither ununterbrochen.
Die Geschichte der Trolle
Weit oben im Norden, dort wo die Winterstürme aus dem Eismeer gegen die barschen Küsten schlagen, liegt ein langgestrecktes Land. Heute ist dieses Land nur im Winterhalbjahr von Eis und Schnee bedeckt, doch vor langer, langer Zeit lag ein tausendjähriger schwerer Gletscher über diesem Land. Als sich das Klima mit der Zeit veränderte und der Gletscher sich immer weiter nach Norden zurückzog, folgten ihm die Menschen, die südlich des Gletschers wohnten. Sie nannten das neue Land ihr Land und gaben ihm den Namen Norwegen - "der Weg nach Norden". Sie selbst nannte man "Nordmänner" - Männer wie Frauen. Sie sahen, dass das Land sehr schön war, und sie glaubten, dessen erste Einwohner zu sein. Es dauerte jedoch nicht lange, bis sie entdeckten, dass das Land bereits von einer Reihe merkwürdiger Wesen bewohnt, die an den urigsten Orten wohnten.
In den Bergen, und davon gab es schon damals viele, wohnten die Trolle. Der mächtigste unter ihnen war Dovregubben. Einige der Trolle waren riesengross, während andere ziemlich klein sein konnten, und sehr alt wurden sie alle. Sehen konnte man sie nur in der Nacht oder in der Dämmerung, denn solche Wesen konnten sich dem Tageslicht selbstverständlich nicht aussetzen. Schafften sie es nicht, vor Sonnenaufgang in ihrem Berg zu verschwinden, brachen sie auseinander oder wurden zu Stein. Die Trollen sahen den Menschen recht ähnlich, hatten aber nur vier Finger an jeder Hand und vier Zehen an jedem Fuss. Ihre Nase war sehr lang (die Trollweiber benutzten ihre Nase nicht selten, um damit im Topf zu rühren, wenn sie Suppe oder Brei kochten), sie waren behaart und zottig, und alle hatten ein Hinterteil mit Schwanz, das einem Kuhhintern ähnelte.
Obwohl sie schrecklich aussahen, waren sie oftmals gutmütig und gutgläubig, und es passierte durchaus, dass kluge Bauernjungen sie regelrecht hochnahmen. Sie hatten übernatürliche Eigenschaften, und sie waren in der Lage, sich zu verwandeln. Es kam vor, dass die Trollmädchen sich in unbeschreiblich schöne Mädchen verwandelten. Sie nannte man Hulden, und mancher Jäger oder blauäugiger Bauernjunge liess sich von solch einer Schönheit ins Berginnere locken. Deshalb musste man versuchen, sie von hinten zu sehen, denn den Kuhhintern konnten sie nicht verstecken. Es kam auch vor, dass die Trolle hübsche Sennerinnen in den Bergentführten, und nur wenige von ihnen gelangten jemals wieder aus dem Berg hinaus.
Natürlich dachten sich die Trollkinder die unglaublichsten Bubenstreiche aus, und die mächtigen Trollgreise wurden dann ziemlich wütend. Deshalb galt es, mit den Trollen und den Unterirdischen "auf gutem Fuss zu stehen". Man versuchte sie nicht zu reizen, denn dann konnte es passieren, dass sie sich rächten und dem Vieh des Bauern Krankheiten und Tod an den Hals wünschten. Hatte man allerdings ein gutes Verhältnis zu den Trollen, gab das Viel viel Milch, wurde kräftig und fett. Deshalb stellte man den Trollen gern am Heiligabend einen Teller Brei in die Scheune, und immer wurde der Brei aufgegessen.
Bis heute gibt es Menschen, die behaupten, bei ihrer Wanderung durch den Wald und Wiesen einen Troll in der Dämmerung gesehen zu haben. Deswegen ist es ratsam vorsichtig zu sein, wenn man durch das norwegische Fjell wandert - besonders bei Hereinbrechen der Dunkelheit. Man weiss nie, auf wen oder was man dort draussen treffen kann. Und nicht vergessen: Die Trolle sehen Sie!